Hörstolperstein Karl Emminger – Salzburg

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Karl EMMINGER, geboren am 26. September 1878 in Deutsch-Altenburg, Niederösterreich, war Schlosser, Eisenbahner, Werkmeister, Gewerkschafter, Präsident der Salzburger Arbeiterkammer, Landesleiter des Republikanischen Schutzbundes, sozialdemokratischer Politiker, Mitglied des Gemeinderats von Gnigl, Landtagsabgeordneter, Mitglied der Salzburger Landesregierung und Landesrat bis zum Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei am 12. Februar 1934, bis zu ihrem gewaltsamen Ende unter der österreichischen Diktatur des Kanzlers Engelbert Dollfuß.

Hörstolperstein Karl Emminger

Bekannt ist außerdem, dass Karl EMMINGER Kontakte zu Stefan ZWEIG hatte, dessen Haus auf dem Kapuzinerberg im Februar 1934 »pro forma« nach Waffen des Republikanischen Schutzbundes durchsucht wurde. Stefan ZWEIG verließ Salzburg. Karl EMMINGER, der alle Parteifunktionen und öffentlichen Ämter verlor, war drei Monate in Haft und wurde nach seiner Freilassung fortwährend observiert, wie aus dem Bericht des Sicherheitsdirektors für Salzburg vom 17. Jänner 1935 hervorgeht:

Der pensionierte Bundesbahnschlosser Karl Emminger, ehemaliger soz. dem. [sozialdemokratischer] Landesrat und Schutzbundführer, in Gnigl-Itzling, Kreuzstraße Nr. 16 wohnhaft, dessen Verkehr überwacht wurde, empfängt wohl öfters Besuche von Bekannten, doch ließ sich nicht feststellen, dass es sich hiebei um politische Zusammenkünfte handelt. Die Angelegenheit wird weiter im Auge behalten, und wird bei sich ergebendem Verdachte sofort eingeschritten werden.

Die Familie EMMINGER, die nach altösterreichischem Recht in der Gemeinde Gnigl heimatberechtigt war, wohnte in Itzling, damals noch zur Gemeinde Gnigl gehörend, unweit des Arbeiterheimes, das nach Karl EMMINGER benannt war und nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei enteignet wurde.1 Salzburgs widerständige Frauen und Männer aus den Reihen der Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ) und Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) lebten vorwiegend in Gnigl-Itzling: Salzburgs »rote« Hochburg.

Karl EMMINGER, der keiner Widerstandsgruppe angehörte, aber als »politisch vorbelastet« galt, wurde auch unter dem NS-Regime bespitzelt. Es scheint, dass jede seiner Bewegungen der Gestapo gemeldet wurde. Ihm wurden seine in den Kriegsjahren 1941 und 1942 geführten Gespräche mit einem Hilfsarbeiter, der Kommunist war, zum Verhängnis. EMMINGER wurde am 18. November 1942 verhaftet, am 7. Jänner 1943 wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« angeklagt und nicht zuletzt dank des Kommunisten, der seine ursprüngliche Aussage zurücknahm, am 7. Mai 1943 von der Anklage freigesprochen. Er starb am 3. Mai 1944 an den Folgen der Haft, worüber sein Enkel Dr. Herbert Moritz im Rückblick berichtet:

Aber Karl Emminger war bei seiner Entlassung bereits ein todkranker Mann. Er erlitt mehrere schwere Anfälle von Angina pectoris, die er vor seiner Familie so lange wie möglich geheim zu halten versuchte. An einem solchen Anfall ist er am 3. Mai 1944 im St. Johanns-Spital gestorben. 2

Die Witwe Anna EMMINGER, die nach der Befreiung Anspruch auf Opferfürsorge hatte, starb 1957 in Salzburg. Sie hatte zwei Kinder. Ihre Tochter Marie Moritz lebte mit ihrer Familie in Salzburg. Ihr Sohn Dr. Herbert Moritz, geboren 1927 in Salzburg, war sozialdemokratischer Politiker, Landeshauptmann-Stellvertreter und Bundesminister für Unterricht, Kunst und Sport.

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1 Siehe Standort Schopperstraße 20: Ehepaar Rosa und Johann Bermoser, Rosas Bruder Karl Schallmoser
2 Herbert Moritz: Gesichter, Köpfe, Gestalten. Begegnungen in sieben Jahrzehnten, Wien 2004, S. 11-21
Quellen: Opferfürsorgeakte S-745, Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945, S. 274

 

Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

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