Entscheidend ist die hochgestellte „2“. Das zweite Oberösterreichische Literaturfestival gibt sich die Ehre. Die Krux mit der Ziffer „2“ ist jene, dass sie als Reihung in einem qualitativen und einem quantitativen Sinn verstanden werden kann. Und so wollen wir mit der hochgestellten „2“ die Problematik der Serie und der Wertung bewusst machen.
Natürlich geht es uns darum, das erste oberösterreichische Literaturfestival zu sein und zu bleiben, in einem qualitativen Sinn. Gleichzeitig haben wir uns dafür entschie- den, es nicht nur einmal, sondern periodisch, zweijährig stattfinden zu lassen. Und somit ist die „2“ ein notwendiges Übel, über das man sich kaum hinwegmogeln kann. Bei der „3“ ist das Problem verschwunden. Das dritte ist schon eine etablierte Reihe, das zweite ist das Unding. Wie der zweite Roman. Das dritte etabliert, das zweite entscheidet. Wir hätten natürlich die „2“ auslassen können und gleich zur „3“ schreiten, in einem Akt spitzbübischer Schummelei. Gleich die Tradition, wir hätten die Achseln zucken können und auf Anfragen nach der verschwundenen „2“ uns unwissend geben können, ja sogar auf Angriff machen und betroffen fragen: „Was, das haben Sie vergessen? Das zweite oberösterreichische Literaturfestival? Das kann man nicht vergessen, das war überhaupt das beste.“ In diesem Sinne stellen wir uns der Zwei. Als Hochzahl und Potenz.
Was bleibt? Alles. Wir verändern nichts. Das erste Festival war ein derart durchschlagender Erfolg, dass jede Veränderung nur eine Verschlechterung sein könnte. Keine Reformen, wo sie unnötig sind. Das Beharren hat manchmal auch sein Gutes.

 

Es bleibt der Anspruch, oberösterreichische Literaturschaffende ins Zentrum dieser vier Tage zu stellen. Unsere lokalen Verbündeten präsentieren ihre neuen Projekte. Thomas Arzt liest Lyrik, Erwin Einzinger und Hans Eichhorn präsentieren eine Part- nerarbeit, die von Franz Horcicka szenisch aufbereitet wird. Es gibt eine neue Mini- reihe, die sich „Junge Literatur aus OÖ“ nennt wie Stephan Roiss und Anna Weiden- holzer. Es fehlen auch jene Stimmen in der Literaturlandschaft nicht, die sehr weit tragen, Juli Zeh, Christoph Ransmair, Robert Pfaller, Erich Hackl oder Wolf Wondratschek. Besonders wichtig ist uns Brita Steinwendtners neue Arbeit. Musik gibt’s von Jazzup, CLASS, den Mollner Maultrommlern und von Garish. Und vieles mehr, das hier unfairerweise keine Erwähnung findet.
„Die Literarischen Nahversorger“ sind ein integraler Bestandteil des dörflichen Kul- turlebens und eine Vielzahl wichtiger Autoren und Autorinnen waren hier zu Gast. Seit 1999 veranstalten wir Lesungen, über hundert in Summe. Unser Motto, etwas ironisch: Nahversorger. Literatur am Land. Moderne Literatur am Land, das ist immer auch noch das Zusammentreffen zweier sich widersprechender oder zumindest traditionell gegeneinander in Stellung gebrachter Bereiche. Moderne Literatur fordert ein hohes Maß an Sprachreflexivität, eine Bereitschaft zum ästhetischen Experiment, zur Befragung eingespielter semantischer Ordnungen. Eigenschaften also, die Beweglichkeit und Flexibilität fordern, Eigenschaften, die dem Provinziellen gemeinhin nicht attestiert werden. Genau dieses Vorurteil zur Diskussion zu stellen, ist eines der wesentlichen Anliegen dieses speziellen Festivals.
Gedankt sei unserem großartigen Publikum, das das erste Fest der Literatur zum Erfolg gemacht hat. Wir laden Sie ein, beim OÖ. Literaturfestival 4553² dabei zu sein.

Die Literarischen Nahversorger