„Individualisierung der Schande“ – Klassistische Diskriminierung durch Pandemie-Maßnahmen

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"Reale Personen nach konkreter Betroffenheit fragen"
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"Am schlimmsten hat es den Chor erwischt, aber es gab sehr kreative Lösungen"
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"Den Wahrheitskern nicht aus den Augen zu verlieren"
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"Wie können wir einen Rahmen bieten für tatsächliche politische Debatte?"
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"The radio was something that we could still do"
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"He decided to isolate himself inside the radio studio"
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„Die Erosion der demokratischen Institutionen, wie wir sie kennen, wird uns über die Pandemie hinaus beschäftigen.“
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"Die starke Dynamik in den Lieferketten trifft alle"
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"I explained to my family what quarantine means"
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"Die Corona-Krise hat mich herausgefordert, etwas für 24h-Betreuerinnen zu tun"

Zu Gast in der heutigen Sendung: Betina Aumair, Autorin und Literaturwissenschaftlerin und Ulli Weish, Geschäftsführerin von Radio Orange. Wir sprechen darüber, wo die Pandemie-Maßnahmen klassistische Diskriminierung mit sich bringen.

„Klassenreise – wie die soziale Herkunft unser Leben prägt“ ist der Titel des Buches von Brigitte Theißl und Betina Aumair. Es enthält elf Portraits, deren Geschichte mit dem Mythos „Aufstieg durch Leistung“ brechen. Sie machen deutlich, wie stark uns die soziale Herkunft prägt und welche Rolle dabei Geschlecht oder Migration spielen.

Die neoliberale Ideologie, jeder Mensch sei für den eigenen Aufstieg und Erfolg selbst verantwortlich, dominiert unsere Welt im heutigen spätkapitalistischen Zeitalter, so Ulli Weish im Interview. Sie spricht von einer „Individualisierung der Schande“, unter der Menschen leiden, die im vermeintlichen „Fahrstuhl nach oben“ nicht mitfahren können. Dieses gesamtgesellschaftlich dominierende, aber schiefe Bild belastet Betroffene mit Scham und Schweigen. Auch in den Corona-Pandemie-Maßnahmen zeigen sich für die beiden Gesprächspartnerinnen Muster klassistischer Diskriminierung. Betina Aumair nennt nur einige der vielen Gesichter: Moralische Erhabenheit gegenüber Menschen, die Hamsterkäufe machen, steigender Selbstoptimierungsdruck, Shaming von Menschen, die sie nach wie vor draußen treffen, um engen Wohnverhältnissen zu entkommen. Mehr dazu im heutigen Interview.

Beide Interview-Partnerinnen sind aktuell im Rahmen der Radio Helsinki Tagung „Salonfähig und normal? Rechte und autoritäre Verschiebungen als Herausforderung für Journalismus und Medienfreiheit“ zu Gast in Graz.

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Das Buch „Klassenreise“ erschien beim ÖGB-Verlag.

Klappentext: Klassenreisende begeben sich auf einen Weg, der für sie nicht vorgesehen ist: Aufgewachsen in einkommensarmen Haushalten sind sie oft die ersten in der Familie, die an einer Universität studieren. Weder in der einen noch in der anderen Welt zuhause, fühlen sich viele ihr Leben lang im Dazwischen. Dort, wo sie sind, dürften sie eigentlich nicht sein. Sie erleben den „Aufstieg“ als Chance, aber auch als Bruch und als schmerzhafte Erfahrung. Die Autorinnen porträtieren elf Personen, deren Geschichte mit dem Mythos „Aufstieg durch Leistung“ brechen. Sie machen deutlich, wie stark uns die soziale Herkunft prägt und welche Rolle dabei Geschlecht oder Migration spielen. Die Klassenreisen- Porträts sind aber auch ein Stück Zeitgeschichte, sie erzählen vom Stadt-Land- Gefälle, von Regionalentwicklung und österreichischer Sozialpolitik.

Autorinnen:
Betina Aumair, Literaturwissenschafterin, Erwachsenenbildnerin
Brigitte Theißl, Journalistin, Erwachsenenbildnerin

 

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