Ars Electronica 2020: be_water

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Schwul unterm Hakenkreuz

Normalerweise brodelt es in Linz Anfang September. Oder zumindest brummt es. Das war wenigstens die letzten Jahrzehnte so, wenn das Ars Electronica Festival die ehemalige Stahlstadt ein bißchen in ein Volksfest verwandelt hat. Heuer war das Stadtbild von Linz zwar nicht wirklich menschenleer, aber im Vergleich zum Vorjahr doch ein bißchen. 2019 feierte das Festival für Kunst, Technologie & Gesellschaft seinen 40. Geburtstag – um im 41. Jahr ihres Bestehens andere Wege gehen zu müssen. 2020 fand die Ars Electronica zwar auch an physischen Orten statt, wie dem Ars Electronica Center, dem Offenen Kultur Haus oder den „Keplers Gardens“ am Campus der Kepler-Universität – aber vorwiegend an jenem Ort, von dem sie normalerweise handelt: im Cyberspace.

Im Rahmen der Ars Electronica wird traditionell der prix Ars Electronica verliehen. In der Rubrik „Community“ ging die „Goldene Nica“ an eine Formation, die es ohne die globalen Datennetze so nicht gäbe, nämlich an die Hong Kong Protesters. Vertreten durch ein Künstlerkollektiv wurden die Demonstrationen in Hong Kong auf eine neue Ebene gehoben. “Wir sind ein Künstlerkollektiv, das die Informationen über die Proteste in Hong Kong gesammelt hat und der Welt zugänglich macht”, sagt George Lee von Be Water by Hong Kongers, der die Gruppe in Linz repräsentiert. George Lee ist nicht sein richtiger Name, “Weil der lange Arm von China bis nach Wien reicht.”

Der Titel der dazugehrigen Ausstellung ist „Be Water“ und geht zurück auf Bruce Lee, der aus Hong Kong stammt. Sei wie Wasser. “Das bedeutet im Wesentlichen: Sei gestaltlos, sei formlos, sei in der Lage, dich jeder Situation anzupassen. Tue was Du kannst. Wasser ist gestaltlos”, sagt George Lee.

Im Interview:
Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica
Christl Baur, Ars Electronica Co-Produzentin
Veronika Liebl, Festival-Organisationsleiterin
George Lee von Be Water by Hong Kongers

 

Hintergrund:

Als Hong Kong 1997 an China zurückgegeben wurde, verpflichtete sich China, der Stadt ihr eigenes politisches System und eigene Rahmenbedingungen zuzugestehen. 2019 beabsichtigte Peking dann einen Gesetzesbeschluss, der es ermöglichen sollte, Hongkonger BürgerInnen unter bestimmten Umständen ausgeliefert zu bekommen. Hunderttausende Menschen gingen auf die Straße und läuteten Wochen des Protests und zivilen Ungehorsams ein, die weltweit Schlagzeilen machten.

Im Wesentlichen zeigt die Ausstellung die Informationswelt rund um die Proteste in Hong Kong. Binnen kurzer Zeit bildete sich eine “Digital Community”, die die DemonstrantInnen an vorderster Front unterstützte, Crowdsourcing-Kampagnen und Online-Petitionen organisierte, soziale Medien zur Faktenprüfung und Berichterstattung nutzte, Live-Streamings unterschiedlicher Events machte, Websites online stellte, Foren bespielte, Apps entwickelte und anderes mehr. Trotz – oder wegen – dieser unzähligen Aktivitäten, kam und kommt die Protestbewegung bis heute ohne jede zentrale Führung aus.

Die “Hong Kongers”, so heißt es in der Jury-Begründung der Ars Electronica, „haben ohne Zweifel neue Standards digitalen Aktionismus gesetzt. Die Lektionen daraus wollen gelernt werden und daran anknüpfend ein dringend benötigter Dialog darüber angestoßen werden, wie die digitale Kultur unsere Praxis der BürgerInnenverantwortung jetzt und in Zukunft prägt.“

 

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