863. radio%attac – Sendung, 18.11.2019

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Autoritaet der Demokratie

In welcher Beziehung stehen eigentlich Demokratie und Autoritaet? Dies ist eine Frage die schon die alten Griechen beschaeftigt hat und sie scheint in Zeiten des Populismus und moderner Diktaturen wie Erdogans Tuerkei, Putins Russland oder Trumps USA aktueller denn je. In einem Gespraech mit Hosea Ratschiller, erklaert er mir welche Gedanken zum Autoritaetsbegriff seinem neuen Stueck ein neuer Mensch zugrunde liegen und warum er sich Sorgen um unsere Demokratie macht.

Der Autoritaetsbegriff

Das Wort Autoritaet kommt vom Lateinischen auctoritas, welches sich von dem Verb augere ableitet, dass soviel wie vermehren bedeutet. Autoritaet hatten im roemischen Reich die Alten, die als naeher zu den Gruendungsvaetern galten, der Senat oder die Patres. Patres waren die Oberhaeupter einflussreicher und maechtiger Familien. Zu einem Teil ist der Begriff auch platonischen Ursprungs, wo Autoritaet als Mittel fuer oeffentliche Angelegenheiten der Polis gedacht wurde. Was genau Autoritaet war und ist, war aber seit jeher sehr dynamisch.

Autoritaet ist nichts was ein Mensch besitzt, sondern eine Eigenschaft zwischenmenschlicher Beziehungen, also z.B. elterliche Autoritaet gegenueber des Kindes, die Autoritaet eines Arztes, staatliche Autoritaet oder in Lehrer-Scuhueler-Beziehungen. Dabei geht es um eine Ueberlegenheits-Unterlegenheits-Beziehung.

Da Autoritaet meist mit dem Anspruch auf Gehorsam auftritt, wird sie oft als eine Art Macht begriffen, welche mit Zwang durchgesetzt wird. Aber schon Hannah Arendt hat i ihren Schriften festgestellt, dass da wo Gehorsam mit Gewalt erzwungen wird, Autoritaet immer schon versagt hat. Wenn wir uns allerdings ansehen welche modernen Diktaturen heute als autoritaere Systeme beschrieben werden, dann wird klar, dass dieses Verstaendnis von Autoritaet kein mehrheitliches ist. Denn eine Diktatur kennzeichnet sich immer durch Zwang und dieser wird mit Gewalt durchgesetzt.

Dies laesst darauf schließen, dass es heute zumindest zwei, sich gegenueberstehende Ansichten von Autoritaet gibt. Fromm nennt diese die rationale, und die irrationale Autoritaet. Doe rationale ist durch Gleichheit gekennzeichnet. Die Personen unterscheiden sich nur dadurch, dass die Autoritaetsperson ueber mehr Wissen, Kompetenzen oder zum Beispiel Lebenserfahrung verfuegt. Bei der irrationalen Autoritaet liegt es anders. Hier sind die involvierten Peronen durch Ungleichheit gekennzeichnet, meist geht es um eine starke maennliche Fuehrungsperson und der Fokus liegt auf der Ausbeutung der Autoritaet unterstellten Person(en). Diese Art der Autoritaet wird auch die des blinden Gehorsams genannt.

Wenn wir uns jetzt die Entwicklungen westlicher Demokratien ansehen, also wir sprechen wieder von der Tuerkei, Polen, Russland etc., dann liegt die Vermutung nahe, dass wir es mit einer irrationalen Autoritaetsbeziehung zwischen Volk und Staatsmaennern- und frauen zu tun haben. Auch in Oesterreich wirkt es, als wuerde unser selbsternannter Heiland Kurz es darauf abgesehen haben, solch eine Beziehung zwischen ihm und seiner Gefolgschaft zu etablieren und sich so die Republik genau auf seine Person zuzuschneiden.

Nun gut, um auf unsere Ausgangsfrage zurueck zu kommen: Wie steht jetzt eig. die Demokratie zur Autoritaet? Ich gkaube, dass eine repraesentative Demokratie nicht ohne die Autoritaet gewissen Aemter und Personen auskommt. Solange diese jedoch auf rationaler Basis beruht, also auch fuer Kritik offen bleibt und im Diskurs mit allen beteiligten legitimiert wird, z.B. auf Grund der Kompetenz der PolitikerInnen den Buergern und Buergerinnen ihre Freiheit zu sichern, dann koennen wir wohl von demokratischen Zustaenden sprechen. Wenn diese Autoritaet jedoch auf der Ausbeutung und Freiheitsbeschneidung des Volkes, der Herrschaft eines starken Mannes (oder Frau) und der Verwendung sogenannter „alternativer Fakten“ beruht, dann koennen wir wenn ueberhaupt, nur von einer postfaktischen Demokratie sprechen.

Daher bleiben uns drei Moeglichkeiten mit dieser Zunahme irrationaler Autoritaetsbeziehungen und abstuerzender Demokratien: Wir koennen diese Entwicklung hinnehmen und sehen was passiert, wir koennen aber auch unsere Demokratie gegen die Zweckentfremdung durch politische MachthaberInnen verteidigen. Oder aber, wir finden eine neue Regierungsform, die dann vielleicht sogar ohne Autoritaet auskommt.

 

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