A – Z: 89 Jazz vom Feinsten mit Miles Davis 1 „Kind of Blue“

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Jazz von A – Z
  • 20101217_AbisZ_89_Miles Davis 1 KIND OF BLUE
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Miles Davis 1 – V.I.P.-Jazz 9 – Label: Columbia. Format: Vinyl, LP, Album, Stereo, Limited Edition. Country: Austria Released: 1979. Genre: Jazz. Style: Modal

Das Blue Danube Network (BDN) war ein Hörfunksender der von November 1945 bis 1955 von der amerikanischen Besatzungsmacht im Nachkriegsösterreich betrieben wurde. BDN war auch bei der österreichischen Jugend sehr beliebt, nicht zuletzt wegen des modernen und abwechslungsreichen Musikprogramms. Marcel Prawy war ab 1946 für die GIs als Deutschlehrer 3-mal wöchentlich zu hören und brachte ihnen im Rahmen dieser Sendung auch Texte bekannter Wienerlieder bei.

So What           8:56

Heute stelle ich die Musik aus der von Walter Richard Langer wieder aufgelegten Langspielplatte vor. Er hatte in seiner Jugend mit John Hennessy ein „Fachgespräch“. Dieser war Discjockey beim Soldatensender Blue Danube Network und dort für den Bereich Jazz verantwortlich. Er wollte ihm innerhalb von einer Stunde beweisen, dass Charlie Parker,  „Bird“ genannt, der Größte sei. W R L hat begriffen und sich für seine Dummheit entschuldigt.

Aber mindestens so sehr wie der große Charlie „Bird“  Parker faszinierte ihn der Trompeter, der mit Charlie Parker spielte; über den wollte er unbedingt mehr erfahren. Sein Lehrmeister wurde wieder ätzend-herablassend und meinte, das wäre irgendein Anfänger, den Parker mitspielen ließe aus schierer Gutmütigkeit. Auf das beharrliches Drängen von W R L ließ er sich schließlich widerwillig herbei, in der Kartei nachzusehen. „Miles Davis heißt er“, brummte er dann. „Kein Mensch kennt den!“

Heute kennt die ganze Welt Miles Davis – nicht nur die Jazzfreunde! Und ich bin heute noch stolz darauf, dass ich offensichtlich einer seiner ersten Fans in unseren Breiten war.

Freddie Freeloader      9:32

Charlie Parker war als gutmütig bekannt, das stimmt – aber ganz sicher hat er nicht aus diesem Grund den damals blutjungen Miles Davis in seiner Band spielen lassen. Er hat ohne Zweifel Miles´ außerordentliches Talent erkannt. Dieses Talent führte Miles Davis in eine der erstaunlichsten Karrieren in der Geschichte des Jazz. Es gibt kaum einen andere Musiker, der so lange Zeit hindurch Impulsgeber und trend-setter war, wie er –  und noch dazu auf so vielen stilistischen Ebenen.

Schon bei seinen allerersten Aufnahmen mit Charlie Parker, mitten in der Bebop-Ära, spiele Miles Davis als einer der ersten vergleichsweise ..cool“. Einige Jahre später formte er zusammen mit anderen wie Gil Evans, John Lewis, Lee Konitz und Gerry Mulligan, die legendäre „Miles Davis Tuba Band“, auch „Miles Davis Capitol Band“ genannt. Benannt nach der einzigen Plattenfirma, die sich dieser Formation annahm.

Eine handvoll Aufnahmen entstand, die das breitere Publikum kaum registrierte, die aber die Richtung für die nächsten fünf Jahre Jazzgeschichte festlegten. Die Hauptrichtung, sollte man vielleicht besser sagen. Denn der Bebop war während der Cool-Ära nicht verschwunden im Hintergrund (oder Untergrund) existierte er weiter. Auch Miles Davis machte weiterhin Platten, und ebenso wie er vorher ein cooler Beboper gewesen war, war er jetzt ein boppisher Cool-Man.

Blue In Green 5:27

Miles Davis kam 1955 als einer von vielen zum Jazzfestival in Newport — aber er war dort die größte Sensation. Seit diesem triumphalen Auftritt ist Miles Davis auch außerhalb des Jazz bekannt; damals wurde er der Superstar. Sein Triumph in Newport fiel zeitlich mit dem Tode von Charlie Parker zusammen und mit der Renaissance des Bebop.

„Hardbop“ oder „Neobop“ sagten damals Leute – und Miles Davis war eine der dominierenden Persönlichkeiten dieser Musikrichtung. Während der sechziger Jahre segelte er immer hart an der Grenze des damals dominierenden „Free Jazz“ und am Ende jener turbulenten Dekade nahm er drei Alben auf, die die musikalische Richtung der darauffolgenden siebziger Jahre bestimmen sollten: den elektronisch angereicherten, mit Rock-Elementen gesättig­ten, weitgehend modalen Jazz. (Die Alben waren IN A SILENT WAY, JACK JOHNSON und vor allem BITCHES BREW!)

Flamenco Sketches     9:32

Eine prominenten japanischer Jazzkritiker beschrieb Miles Davis als den größten bisherigen Jazzmusiker, größer selbst als Armstrong, Ellington und Parker, weil er „viel länger als jene die beherrschende Persönlichkeit des Jazz war“.

Ebenso wenig von der Hand zu weisen ist aber ein Ausspruch des Posau­nisten J. J. Johnson, der mit Miles Davis in dessen Anfangsjahren zu­sammen gespielt hat. Er meinte, nachdem er ein „zeitgenössisches“ Miles-Davis-Album gehört hatte, es wäre nur die jeweilige musikalische Umgebung, die sich geändert habe, nicht aber Miles Davis: Wenn man nur seine Trompete höre, würde einem klar, dass es „immer noch der gute, alte Miles“ sei, der hier blase, „derselbe wie vor 30 Jahren“.

Die Hauptfunktion von Miles Davis in der Jazzgeschichte war die eines Katalysators. Die Zahl der Musiker, die er als völlig Unbekannte entdeckt hat und die nach mehr oder weniger kurzem Zusammenspiel mit ihm große Stars unter eigenem Namen wurden, ist Legion.

Ich nenne nur einige wenige: Gil Evans, Gerry Mulligan, Philly Joe Jones. Red Garland, Bill Evans, Herbie Hancock, Chick Corea, Cannonball Adderley, Wayne Shorter, Tony Williams, Ron Carter, Dave Holland, Jack De Johnette, Keith Jarrett, Airto Moreira usw. usw. – und, nicht zu vergessen: John Coltrane.

Bei allen Nummern in diesem Album (außer einer) ist der Pianist Bill Evans zu hören. Er hat einem Reporter gesagt: „Miles brachte zu dieser Aufnahme nur ein paar sparsame Skizzen mit; er hatte sie kurz davor gemacht. Das ist der Grund, warum Du in diesem Album nahezu völlig spontane Musik hörst. Kein einziges dieser Stücke haben wir jemals vorher gespielt.“

All Blues          11:34

Das Album KIND OF BLUE ist wohl immer noch eines der berühm­testen, die Miles jemals aufgenommen hat. Die Jazzexperten sind sich immer noch nicht einig, wer es war, der den Anstoß dazu gegeben hat: Miles Davis oder John Coltrane. Gewiß, es war Miles, der all diese Nummern komponiert bzw skizziert hat. Aber er hat vermutlich dabei stark auf die Erfahrungen zurückgegriffen, die „Trane“ er-improvisiert hat.

Sie können damit rechnen, dass Sie in der Sendung von A bis Z noch einige Alben von Miles Davis hören werden.

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