Ursual Apitzsch: „Die ‚Ent-Sorgung‘ (Outsourcing) von Care entlang von Geschlechter- und Armutsgrenzen“

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Innsbrucker Gender Lectures
  • 2015_10_27_igl_43_apitzsch
    101:40
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43. Innsbrucker Gender Lecture
Ursula Apitzsch, Institut für Soziologie, Goethe Universität Frankfurt am Main
Die „Ent-Sorgung“ (Outsourcing) von Care entlang von Geschlechter- und Armutsgrenzen

Dienstag, 13. Oktober 2015
19:00 Uhr, SOWI, Universitätsstr. 15, Fakultätssitzungsaal, 3. Stock

Kommentar: Erna Appelt, Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck
Moderation: Maria A. Wolf, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck

Abstract

Weltweit hat als Folge der unfertigen, passiven Revolution der Frauenerwerbstätigkeit der Vorrang der Arbeit und die Entwertung von Care dramatisch zugenommen. Konsequenzen sind die „Ent-Sorgung“ von Care in Biographie und Alltag sowie dessen „Outsourcing“ entlang von Gender und Armutsgrenzen. Dabei wird im Extremfall nicht nur die Arbeitskraft von Frauen der armen Länder bei Care-Arbeit für die reiche Welt als Ware exportiert, sondern es wird der Körper der Frauen –im Fall der Leihmutterschaft-  zum „Carrier“, zur „Verpackung“ der eigentlich gewünschten Ware,  nämlich des eigenen, aber nicht mehr selbst produzierten Kindes reicher Männer und Frauen der westlichen Welt (aktuell wurde es deutlich beim Erdbeben in Nepal). All dies geschieht im Rahmen des liberalen Paradigmas von „Freiwilligkeit“ und angeblichen „Win-Win“ – Situationen.

Karl Polanyi hat in seinem berühmten Buch „The Great Transformation“ die Hypothese aufgestellt, dass die Kommodifizierung der menschlichen Arbeitskraft grundsätzlich nicht möglich ist, sondern sogenannte „fiktive Waren“ erzeugt, die letztlich zur kulturellen Ent-bettung und Zerstörung der menschlichen Kultur führen. Die extreme Kommodifizierung des weiblichen Körpers in der Leihmutterschaft hat sich Polanyi  1944 noch nicht vorstellen können, aber seine These scheint sich heute zu bestätigen. Die Problematik, die unter anderem beleuchtet werden soll, ist Nancy Frasers Kritik an Polanyi, in der sie dem Gegensatz von „Embeddedness“ und „De-embedding“ die quer dazu liegende Kategorie der „Emanzipation“ entgegenstellt. Am Beispiel von „Care“ und „Surrogacy“ möchte ich u.a. diskutieren, ob Frasers Nachbesserung des liberalen Paradigmas die Kritik an der Kommodifizierung weiblichen Arbeitsvermögens tatsächlich befriedigend beantwortet.

Ursula Apitzsch, Emeritierte Professorin für Politik und Soziologie im Schwerpunkt „Kultur und Entwicklung“ der Goethe-Universität Frankfurt a. M. und Direktorin des Cornelia Goethe Centrums (CGC) für Frauen- und Geschlechterforschung. Forschungsschwerpunkte: Politische Ideengeschichte, Biographieforschung, Migration, Geschlechterverhältnisse.

Bücher u.a.: Gesellschaftstheorie von Georg Lukacs (1976); Migration und Biographie (1990); Migration und Traditionsbildung (1999); Migration, Biographie und Geschlechterverhältnisse (co-ed., 2003); Biographical analysis and professional practice (co-ed., 2004); Self Employment Activities of Women and Minorities. Their Success or Failure in Relation to Social Citizenship Policies (co-ed., 2008); Care und Migration. Die Ent-Sorgung menschlicher Reproduktionsarbeit entlang von Geschlechter- und Armutsgrenzen (2010) (co-ed. mit Marianne Schmidbaur).

 

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