Cross Currents – ­„Third Stream“ zwischen Jazz und Klassik

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40. Sendung (Erstausstrahlung: April 2012)

Cross Currents – ­„Third Stream“ zwischen Jazz und Klassik

Eine oft von Publikum und Presse als zu zwanghaft empfundene und formalistische Intergration bzw. Synthese von Klassik (E-Musik) und Jazz (U-Musik) wurde öfters im Bereich des sog. sinfonischen Jazz seit der Uraufführung von Gershwins Rhapsody in Blue am 12. Februar 1924 in Manhattan mit dem Salonorchester von Paul Whiteman unternommen. Der von Gunther Schuller verwendete Begriff eines „dritten Stromes“ zwischen dem „primitiven“ Jazz und der klassischen Kunstmusik wurde vornehmlich in den 1950er Jahren auf amerikanischen Hochschulen konzipiert und reflektiert. Vom schwarzen Jazz wollte man die Vitalität und die Rhythmik, von der europäischen Klassik den formalen Aufbau und die Satztechnik übernehmen. Das Endprodukt war dann oftmals nur künstlich und synthetisch: weder Fisch noch Fleisch. Jazz in Verbindung mit klassischer, akademischer und „ernster“ abendländischer Musik ist somit ein heikles, außerdem mit enormen Vorurteilen belastetes Thema, das noch immer bei einem Großteil der Puristen auf Skepsis und Misstrauen stößt. Ganz zu Unrecht finde ich. In dieser Sendung werden einerseits einige der führenden Musiker dieser Grenzgattung zwischen E- und U-Musik vorgestellt, und andererseits deren Eigenarten beschrieben und unter die Lupe genommen: Leitfiguren wie John Lewis (Modern Jazz Quartett), Gunther Schuller, J.J. Johnson, Hal Overton, Gil Evans, Ran Blake, George Russell, Bill Russo, André Hodeir, Pavel Blatny, Wolfgang Dauner, Anthony Braxton und Giorgio Gaslini gehören zu den bekanntesten Vertretern des Third Streams. Der „dritte Strom“ zwischen Klassik, Jazz, Folklore und Sakralmusik wurde vornehmlich vom amerikanischen Hornisten, Komponisten und Dirigenten Gunther Schuller erfunden und geprägt. Im Wesentlichen wollte er damit eine höhere Synthese aus Jazz und klassischer Musik umschreiben. Allerdings setzte sich seine Bezeichnung nur schwer durch. Die Jazzelemente, die der Begriff umfassen möchte, basieren insbesondere auf den versüßten Arrangements von Paul Whiteman, der in den 1920er Jahren mit seiner sinfonischen Jazzkapelle sehr populär und kommerziell erfolgreich war. Damals wechselte das Tandem Paul Whiteman und Adrian Rollini in ihren Dixieland inspirierten Interpretationen zwischen Streicharrangements und klassischen Hot-Jazz-Beats. Streicher wurden gelegentlich in einigen kommerziellen Showbands der Swing-Ära am Broadway und in Hollywood gespielt. Tommy Dorsey, Artie Shaw, Benny Goodman, Stan Kenton, etc. versuchten angestrengt jedoch vergeblich die Kluft zwischen Jazz und klassischer Musik zu überbrücken. Doch das ist ihnen nur bedingt gelungen. Entgegen der Vermutung vieler Musikexperten, konnte der Jazz die europäische Klassik von Bach, Händel, Mozart, Vivaldi, Scarlatti etc. weder vereinen noch verdrängen. Neuerdings läßt sich wieder ein Interesse vieler Musiker der jüngeren und mittleren Generation an einer Synthese zwischen Improvisation und Komposition erkennen.

Musikbeispiele:

John Lewis: Three Little Feelings (John Lewis), rec. 1956
Jay Jay Johnson: Jazz Suite For Brass (J.J. Johnson), rec. 1956
Gunther Schuller: Transformation (Gunther Schuller), rec. 1957
André Hodeir: Osymetrios II (André Hodeir), rec. 1963
André Hodeir: Le Palais Ideal (André Hodeir), rec. 1963
Pavel Blatny: Study For Quarter-Tone Trumpet & Orchestra (Pavel Blatny), rec. 1964
Pavel Blatny: 24. VII.1967 (Pavel Blatny), rec. 1967

Gestaltung & Am Mikrofon: Helmut Weihsmann
Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher

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