Was ist Dialektik? – Teil 2

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Der Fehler von der Kraft und ihrer Äußerung ist auch in sich als Erklärung unbefriedigend: Einerseits kommt mit der Verdopplung des zu Erklärenden in eine Bedingung und ein Bedingtes nichts hinzu, sondern man gerät auch in den unendlichen Regreß: Wenn es eine stets vorhandene Neigung zu etwas gibt, warum gipfelt sie hier und jetzt in einer Handlung? Durch eine auslösende Kraft! Und diese, warum gerade hier und jetzt? …
Daraus ergeben sich zwei Schulen der Psychologie – Psychoanalytiker und Behavioristen – die sich immer miteinander streiten, Trieb – pff! Reiz-Reaktion, da spielt sichs ab! Aber warum führt der Reiz gerade zu dieser Reaktion? usw. usf.

Eine weitere Form, etwas zu erklären, ohne es zu erklären, bedient sich der Logik der Möglichkeit: „Wie konnte es dazu kommen?“ „Ohne Goethe keine Klassik!“ – das Jonglieren zwischen Bedingungen und Möglichkeiten dient dazu, Notwendigkeiten zu behaupten, ohne sich dem Gegenstand selbst überhaupt widmen zu müssen.
Genauso wird diese Kategorie der Bedingung des Ohne-Nicht auf Ereignisse der Vergangenheit angewendet: Ohne Versailles kein Nationalsozialismus! – Da werden Schuldfragen gewälzt – und beantwortet! – ohne über die Ziele des Nationalsozialismus Klarheit zu schaffen.

Schließlich, die Kategorien des Grundes und der Funktion. Letztere war Hegel gar nicht bekannt, sie stellt eine Neuheit im Instrumentarium der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften dar.

„Funktion“ behauptet einen leeren Zusammenhang, der vor allem völlig ohne Subjekte, Absichten und deren Verwirklichung auskommt.

Nach dem Grund von etwas zu fragen, führt von der Sache selbst weg und bringt lauter unbefriedigende Erklärungen hervor, die sehr schnell zu widerlegen sind – vorgeführt an der Frage: „Was ist der Grund der Arbeitslosigkeit?“

Eine geplante Fortsetzung des Vortrages, über die Kategorien der heutigen Gesellschaftswissenschaften scheiterte daran, daß dafür kein Raum gefunden wurde.

 

IN DEM VORTRAG VERWENDETE ZITATE HEGELS:

5.

„Die Endlichkeit der Kraft zeigt sich ferner darin, daß dieselbe, um sich zu äußern, der Sollizitation bedarf. Dasjenige, wodurch die Kraft sollizitiert wird, ist selbst wieder Äußerung einer Kraft, welche, um sich zu äußern, gleichfalls sollizitiert werden muß. Wir erhalten auf diese Weise … den unendlichen Progreß.“ (G.W.F. Hegel, Enzyklopädie, Band 1: Wissenschaft der Logik, 2. Teil: Die Lehre vom Wesen, Teil B: Die Erscheinung, Zusatz 1, S. 271)

 

6.

„Weil die Möglichkeit zunächst gegen das Konkrete als Wirkliches die bloße Form der Identität-mit-sich ist, so ist die Regel für dieselbe nur, daß etwas sich in sich nicht widerspreche, und so ist alles möglich, denn allem Inhalte kann diese Form der Identität durch die Abstraktion gegeben werden. Aber alles ist ebensosehr unmöglich, denn in allem Inhalte, da er ein Konkretes ist, kann die Bestimmtheit als bestimmter Gegensatz und damit als Widerspruch gefaßt werden.  – Es gibt daher kein leereres Reden als das von solcher Möglichkeit und Unmöglichkeit. Insbesondere muß in der Philosophie von dem Aufzeigen, daß etwas möglich oder daß auch noch etwas anderes möglich und daß etwas, wie man es auch ausdrückt, denkbar sei, nicht die Rede sein. Der Geschichtsschreiber ist ebenso unmittelbar daran gewiesen, diese für sich auch schon als unwahr erklärte Kategorie nicht zu gebrauchen; aber der Scharfsinn des leeren Verstandes gefällt sich am meisten in dem hohlen Ersinnen von Möglichkeiten und recht vielen Möglichkeiten.“ (ebd., S. 282)

 

7.

„Der Grund ist nur Grund, insofern er begründet; das aus dem Grunde Hervorgegangene aber ist er selbst, und hierin liegt der Formalismus des Grundes. Das Begründete und der Grund sind ein und derselbe Inhalt, und der Unterschied zwischen beiden ist der bloße Formunterschied der einfachen Beziehung auf sich und der Vermittlung oder des Gesetztseins. Wenn wir nach den Gründen der Dinge fragen, so ist dies überhaupt der bereits früher (§ 112 Zusatz) erwähnte Standpunkt der Reflexion; wir wollen die Sache dann gleichsam doppelt sehen, einmal in ihrer Unmittelbarkeit und zweitens in ihrem Grunde, wo sie nicht mehr unmittelbar ist.  … Im gewöhnlichen Leben und ebenso in den endlichen Wissenschaften bedient man sich sehr häufig dieser Reflexionsform, in der Absicht durch deren Anwendung dahinterzukommen, wie es sich mit den zur Betrachtung gezogenen Gegenständen eigentlich verhält. Ob nun schon wider diese Betrachtungsweise, insofern es sich dabei sozusagen nur um den nächsten Hausbedarf des Erkennens handelt, nichts einzuwenden ist, so muß doch zugleich bemerkt werden, daß dieselbe weder in theoretischer noch in praktischer Hinsicht eine definitive Befriedigung zu gewähren vermag, und zwar um deswillen, weil der Grund noch keinen an und für sich bestimmten Inhalt hat und wir somit dadurch, daß wir etwas als begründet betrachten, den bloßen Formunterschied der Unmittelbarkeit und der Vermittlung erhalten.“ (ebd., S. 249-250)

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