Radio Netwatcher vom 22.2.2013 (Radio Edit/Kurzfassung): WOLO Award Gala 2012/2013 – Monochrom verleiht den jährlichen „Scheiß Internet“-Preis

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Utl.: Monochrom verleiht den jährlichen „Scheiß Internet“-Preis

Dem „Scheiß Internet“, in das sich junge Menschen „verkriechen“, hat ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz im Herbst des Jahres 2008 den Kampf erklärt. Wenn das nicht Grund genug ist, nach dem Visionär einen Preis zu benennen, was dann? Das Wiener KünstlerInnen-Kollektiv monochrom hat deshalb den „Wolfgang Lorenz Gedenkpreis für internetfreie Minuten“ gestiftet.

In einer großen Verleihgala wurden im November 2009 jene ausgezeichnet, die durch Wort und Tat völlig unqualifizierte Statements gegen das Informationszeitalter abgeliefert hatten. Hier die wunderbare Archiv-Seite in blankem HTML!

Doch auch heuer wird es ihn wieder geben: den Lobesschwanengesang auf die kommunikationstechnologiefeindlichsten und kulturpessimistischsten Distinktionsgewinnler! Und -innen! Am 20. Februar 2013!

Die hochkarätige Fachjury:

– Nicole Kolisch (Lohnschreiberin)
– Jana Herwig, Medienwissenschaftlerin
– Manfred Bruckner, Lobbyist und Experte
– Ingrid Brodnig, Journalistin/Falter
– Thomas Thurner, Quartier für digitale Kultur
– Barbara Wimmer, Futurezone

Also! Frohlocket! Am 20. Februar 2013 um 19 Uhr werden im Rahmen einer triumphalen Abendshow im Wiener MUSA (gehostet von Johannes Grenzfurthner, monochrom) wieder diverse Ehrengäste zu Wort kommen! Es gibt sogar ein Facebook-Event dafür! Und die gestrenge Bitte um korrekte Vertwitterung: #wolo12

Der Kollege Wittenbrink war diesmal nicht für die Verwahrung der Siegestrophäe zuständig. Die stand in monochroms Büro, auf einem Mastnak-Sackerl, bewacht von einer Plastiksau.
Ein Link ist ein Link zu viel!

Nominierungsliste 2012.

2012 war ein gutes Jahr für kommunikationstechnologiefeindlichste und kulturpessimistischste Distinktionsgewinnler/innen! Die Nominierungsliste ist lang und stolz.
Eine ganze Liste an Lobbyist/innen, Schreihälsen, Künstler/innen und PR-Volk hat sich im vergangen Jahr als Rechthabende KünstlerInnen (Kunst hat Recht) geoutet. So kommen dieses Jahr viele KollegInnen und Freunde der JurorInnen auf die Nominierungsliste. Aber auch die ACTA-Diskussion spülte einige DistinktionsgewinnlerInnen an die dunkle Seite des Internet. Man darf gespannt sein, welche Nominierungen aus dem In- und Ausland in dieser Kategorie gelistet sind. Oft sind MedienmacherInnen die medienfeindlichsten GenossInnen. Wie jedes Jahr ein sprudelnder Quell an Dreistigkeit!

Die Chance als Chance verhindern! Mit voller Kraft!

#wolo12 also diesmal mit Nominierungen für: Amazon, Gabor Steingart, Marielle Gallo, Ansgar Heveling, Jasper von Altenbockum, Johanna Mikl-Leitner, Sony, Christa Zöchling, Torsten Krauel, Anitra Eggler, Prof. DDr. Manfred Spitzer, Wolfgang Lorenz, Gerhard Ruiss, Stefan Bachleitner, Rudolf Augstein Junior, Mathias Döpfner!

Und wer hat gewonnen?

Der #wolo12 geht an

+++Gerhard Ruiss, stellvertretend für die Initiative „Kunst hat Recht“+++

(Interessanterweise hat die Initiative „KHR“ dann auch noch den Publikumspreis gewonnen, mit 87 Dezibel nur 1 Dezibel vor dem nordischen Stümpegott Ansgar Heveling aus Game of Thrones (Deutschland). Der verdiente erste Doppelwolo!)

Hier die offizielle Preisrede von monochrom:

Amerika hat das „Mad“-Magazin. Deutschland hat „Titanic“. Österreich hat „Kunst hat Recht“. Wir haben ein bisschen gebraucht, um es zu durchschauen, aber es bleibt nur eine Erklärung über: Die Initiative „Kunst hat Recht“ muss
Österreichs derzeit größtes Satireprojekt in der Tradition von Karl Kraus‘ „Fackel“ und Helmut Qualtingers „Kobuk“ sein. Ein postmodern-ironisches Satireprojekt, das beispielhaft alle Kanäle ­ vor allem das Internet ­ für seine Zwecke nützt und durch konsequent vorgetäuschte Ernsthaftigkeit beeindruckt.

Aber „Kunst hat Recht“ kann gar nicht ernst gemeint sein: Eine Initiative gegen Gratiskultur, die Künstler für ihre Zwecke gratis arbeiten lässt, muss doch Satire sein. Eine Initiative, die dann das Resultat dieser Gratisarbeit ausgerechnet Youtube und damit Google, dem bekämpften „Erzfeind“ allen Urheberrechts, in den Rachen wirft­ das kann nicht ernst sein. Eine Initiative, die so tut, als wäre sie eine Künstlerinitiative, die jedoch von den Verwertungsgesellschaften
unterstützt wird ­ und sich daher nicht für ein Urhebervertragsrecht einsetzt, das die Position der Künstler gegen die Verwerter stärken würde, das kann doch nicht ernst sein.

Eine Initiative, deren erste Drohung war, dass Künstler den Nationalfeiertag bestreiken ­ das muss doch Satire sein. Ebenso wie Künstler, die lautstark die Einnahmeeinbußen durch Downloads beklagen, deren Werke aber gar nicht online verfügbar sind ­ weder legal noch illegal. Was etwa bei den an „Kunst hat Recht“ beteiligten Bildhauern ja auch nicht so recht zu erwarten ist.

Womit wir beim Nominierten sind: Gerhard Ruiss. Er ist die Stimme von „Kunst hat Recht“, damit so etwas wie der Chefsatiriker des Landes, dazu noch Chef der IG Autorinnen Autoren – und selbst Autor. Wir würden hier gerne aus einem seiner Bücher zitieren, und ihm gleich dazu noch Grund zur Empörung geben, denn davon lebt der Satiriker – wir haben aber auf keiner Plattform eines der Bücher zum Herunterladen gefunden. Das ist schade. Dabei hat der Don Quichote des beinharten Urheberrechts zuletzt mit Nachdichtungen des Mittelalter-Poeten Oswald von Wolkenstein bewiesen, dass er tief drinnen ein hochmoderner Verfechter der Remix-Kultur ist.

Ruiss ist der konsequente Internetverhinderer, der quasibeamtete Modernisierungsbremser, das Person gewordene „Weil’s immer so war“: Er fordert den Rücktritt der Nationalbibliotheksdirektorin, weil diese irgendwann vielleicht nur noch E-Books sammeln will. Er will für „Kunst hat Recht“ die gleichen Daten, wie sie in der Vorratsdatenspeicherung gesammelt werden.

Wobei es, in aller Fairness, zuletzt gewisse Fortschritte in der Ruiss’schen Zeitgemäßheit gegeben hat: Mit der Forderung nach der Festplattenabgabe hat er gezeigt, dass er nur noch ein Jahrzehnt hinter der technologischen Entwicklung hinterherhinkt. Bravo!

Hätte es Wolfgang Lorenz nicht gegeben, Ruiss wäre ein ebenso würdiger Namenspatron für diesen Preis geworden. In diesem Sinne: „Kunst hat Recht“, und Ruiss hat gewonnen!

 Playlist / Bonustrack:

– DJ Schmolli – Harlem Shake Gangnam Style

– Sasha Ende – Free Fall (Dedicated to Felix Baumgartner)

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