Vagif Mustafa-Zadeh – Jazz vom Feinsten aus Baku

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23. Sendung (Erstausstrahlung: November 2010)

Vagif Mustafa-Zadeh – Jazz vom Feinsten aus Baku

Diese Sendung widmet sich einem Pianisten und Komponisten, der im Westen einer breiteren Öffentlichkeit weniger bekannt ist, der sich aber bei aller Eigenständigkeit was seine Spielweise und Improvisationen betrifft und trotz seiner unterschiedlichen Herkunft – oder vielleicht gerade auch deshalb – nahtlos in die schillernsten Jazzgrößen der Welt einreiht. Die Rede ist von Vagif Mustafa-Zadeh, welcher am 16. März 1940 in Baku in der damaligen Aserbaidschanischen Sowjetrepublik geboren wurde. Er wuchs bei seiner Mutter, der Klavierlehrerin Ziver Khanum, in Baku auf, und konnte bereits als Kind sehr gut Klavier spielen. Bereits damals zeigte er einen Hang zum Improvisieren, und für seine Mutter war es oft schwer zu akzeptieren, wenn er oft nicht exakt vom Blatt spielte. Sehr früh hat Vagif Mustafa-Zadeh auch die Liebe zum Jazz entdeckt. Allerdings war das politische Umfeld seiner Zeit für seine diesbezüglichen musikalischen Ambitionen sehr schwierig. Jazz war in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zu Stalins Tod verboten, und so ist Mustafa-Zadeh nur durch das Hören von ausländischen Sendern mit dem Jazz in Berührung gekommen und hat die Stücke dann zu Hause nachgespielt. Bezeichnend für das rauhe Klima, in welchem er sich musikalisch entwickelt hat, ist auch die Tatsache, dass auch noch 1957 ein Konzert an der Asaf Zeynalli Musikschule in Baku, in welchem er auch einige eigene Jazzkompositionen spielen sollte, verboten wurde. Nach Abschluss der Klavierklasse an der Zeynalli Musikschule hat Mustafa-Zadeh dann mit Unterstützung unter anderem seines Freundes dem Aserbaidschanischen Komponisten Tokif Kuliev Baku verlassen um nach Tiflis in Georgien zu gehen. Dort hat er Musiker unterrichtet und kennengelernt, mit denen sich auch eine sehr fruchtbare, langjährige Zusammenarbeit entwickelt hat, beginnend mit der Gründung des Jazz Trios „Caucasus“ im Jahre 1965. Auf Drängen des Aserbaidschanischen Kulturministers ist Vagif Mustafa-Zadeh 1968 wieder nach Baku zurückgekommen. Dort gründete und leitete er zunächst das Gesangsquartett „Leyli“ und 1971 dann die Gruppe „Sevil“, eine sehr erfolgreiche und populäre Gruppe in Aserbaidschan, welcher vier Damen angehörten, von denen später dann eine – Elza Khanom – seine Frau wurde. Elza hat ihre Karriere als Solistin bei den Georgischen Philharmonikern begonnen und später gemeinsam mit Vagif wesentlich zur Entwicklung des Mugam-Jazz, einer Verbindung von traditioneller Aserbaidschanischer Musik (Mugam) mit harmonischen Elementen des Jazz, beigetragen. Sie war die erste, die Aserbaidschanische Volkslieder in Jazz-Arrangements gesungen hat. Nach der Rückkehr von Mustafa-Zadeh aus Georgien nach Baku hat er sich dort als führender Musiker dieser neuen Jazz-Bewegung, dem Mugam-Jazz, etabliert. 1977 hat er das Jazz Ensemble „Mugam“ gegründet. Diesem Mugam-Jazz hat Mustafa-Zadeh zu beachtlicher Popularität verholfen, auch über die Grenzen Aserbaidschans hinaus. So hat er zum Beispiel bereits 1967 beim „World Festival of Jazz“ in Tallin das Publikum mit seinen Kompositionen und seiner Spielweise begeistert. Der amerikanische Musikkritiker Willis Conover hat damals gesagt: „Vagif Mustafa-Zadeh ist ein Pianist der Spitzenklasse und es ist schwierig seinesgleichen im Jazz zu finden. Er ist der romantischste Pianist den ich je gehört habe.“ Trotz der großen nationalen Erfolge ist Vagif Mustafa-Zadeh der Weg auf die großen internationalen Jazzbühnen Zeit seines Lebens verschlossen geblieben. Er ist in jungen Jahren im Dezember 1979 während eines Auftritts in Taschkent in der Usbekischen Sowjetrepublik an einem Herzinfarkt gestorben. Wenngleich Mustafa-Zadeh im Westen einer größeren Öffentlichkeit wenig bekannt ist, so wurde seinem großen Können in der damaligen Fachwelt höchste Anerkennung entgegengebracht. Dizzy Gillespie hat über ihn gesagt: „Er war ein Genie, aber ich glaube, er war vor seiner Zeit geboren.“ Und B.B. King soll zu ihm nach einem Konzert gesagt haben: „Ich werde „King of the Blues“ genannt, aber ich würde den Blues gerne so spielen können wie sie.“ 1979 hat er bei einem Internationalen Wettbewerb in Monaco mit seiner Komposition „Waiting for Aziza“ den ersten Preis gewonnen. Und auch heute noch besticht Vagif Mustafa-Zadeh mit seiner Spielweise und seinen musikalischen Ideen, welche in so gefühlvoller Weise asiatische Tradition mit Jazzmusik verbinden, dass er jeden Jazzliebhaber sofort in seinen Bann ziehen kann.

Musikbeispiele:

Rhythm (rec. 1976)
Sevil (rec. 1976)
Concerto No. 2 (rec. 1978)
Paraphrase on the Theme of the Song about Rushnik by P. Maiborodi (rec. 1978)
Autumn Leaves (J. Kosma) (rec. 1966)
Tschernobrowaja (Dark Eyebrows) (rec. ca. 1975)
The Caucasian Pictures (rec. 1978)

Gestaltung, Am Mikrofon, Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher

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